Premiere – „Madama Butterfly“ G. Puccini
(…) Sängerisch ist die Produktion dagegen beinahe beglückend. Die Oper ist hervorragend besetzt: Allen voran fasziniert wieder einmal die Diva des Hauses, Iordanka Derilova. Sie singt imposant gestaltend zwischen fragilem (subtilem) lyrischem Ausdruck und beinahe Wagnerschem Format eine isoldenhafte „Madama Butterfly“. Ihr Spiel wechselt von keuschem asiatischem Mädchengebaren zu resolutem Selbstbewusstsein einer gereiften Frau mit amerikanischem Habitus. (…)
Von Dieter David Scholz (NMZ)
(…). Auch die musikalischen Steigerungen kommen mit geballter Ladung: Von Cio-Cio-Sans Geisha-Arie bis zum Blütenduett und Summchor ist das durch die hochrangige Be- setzung ganz großes Musikdrama. Dank Emilia Marty in „Die Sache Makropulos“ und Marschallin im „Rosenkavalier’“ hat Iordanka
Derilova inzwischen nicht nur das vokale Können für Puccinis mit perfiden Anforderungen gespick- te und extrem lange Titelpartie. Fast noch toller als die beiden be- rühmten Arien geraten ihr die Konversationsszenen im sinnlich lockenden Blütenreich und das lange Warten im zweiten Akt. Da unterzieht die Regie Cio-Cio-San einem radikalen Figuren-Re- launch. Die Männerphantasie wird zu einer Eliza Doolittle, die Judith Butlers „Unbehagen der Geschlechter“ und Simone de Beauvoirs „Das andere Ge- schlecht“ studiert. Die Metamor- phose zur selbstbewussten Dame erfordert bei Zacek (die neue Re- gisseurinnen-Generation ist da äußerst anspruchsvoll und pinge- lig) divenhafte Bravour und selbstironisches Spiel.
Unverbissene Korrektur
All das kommt bei dieser Neupro- duktion zusammen. Durch Ior- danka Derilova hat diese erfri- schend unverbissene Puccini- Korrektur einen Mittelpunkt von menschlicher Wahrhaftigkeit und imponierendem sängerischen Glanz (…)
Von Roland Dippel (MZ)